Wein ist nicht nur ein Genussmittel, sondern auch ein christliches Symbol der Lebensfreude und der Nähe Gottes. In der Bibel wird Wein an zahlreichen Stellen erwähnt. Wer sich näher mit dem christlichen Bezug beschäftigen möchte, dem empfehle ich das Buch „Der Wein – Geschenk des Himmels und der Erde“ von Pater Anselm Grün.
Aber woher kommt der Wein bzw. der Weinbau in Deutschland überhaupt?
Der Weinstock ist eine der ältesten Pflanzen der Welt. Heute ist es nachgewiesen, dass Wein schon sehr früh im Nahen Osten, also dem heutigen Ägypten oder Israel, angebaut wurde. In Mesopotamien wurden bereits vor ca. 8.000 Jahren Trauben gepresst, um Wein zu keltern. Die Römer haben den Wein vor mehr als 2.000 Jahren in den deutschsprachigen Raum eingeführt, sodass wir es den Römern verdanken, dass Weinreben in Deutschland heimisch wurden. Unsere etwas „nördlicheren“ Weine galten damals schon als frischer und vielfältiger im Vergleich zu den südlichen Vorgängern.
Bereits im 8. Jahrhundert regelte Karl der Große den Anbau der Reben, die Weinherstellung und den Verkauf. Vor allem die Klöster waren Zentren der Weinkultur. Wein war zu dieser Zeit das Hauptgetränk, da das Trinkwasser häufig verschmutz war. Im Laufe der Jahrhunderte nahm die Rebfläche dann aufgrund der verbesserten Bierherstellung und dem steigenden Weinimport ab. Die Vorherrschaft über den Weinbau durch die Kirche wurde in den linksrheinischen Gebieten durch die Eroberungen Napoleons abgeschafft. Doch auch die neuen Winzer legten Wert auf Qualität und führten den deutschen Wein zu internationalem Erfolg. Weine von Rhein und Mosel wurden bis England, Böhmen und Russland exportiert.
Im 19. Jahrhundert vernichtete die Reblaus den Weinbau nahezu komplett. Erst mit den so genannten Pfropfreben konnte zur Jahrhundertwende ein Neuanfang gewagt werden. Durch den Fortschritt in der Rebenzüchtung entstand ein ausgewähltes Sortiment von Standardsorten (wie z.B. Riesling, Silvaner, Spätburgunder u.v.m.), die heute den deutschen Weinbau ausmachen. Der Weinbau bei uns ist zudem schon immer innovationsfreudig. Ohne diese Arbeit der Züchter würde es Weine wie den Dornfelder (1955) oder Kerner (1929) nicht geben. Hinzu kommen zahlreiche weitere Neuzüchtungen wie der Regent, der Cabernet Blanc oder der Cabernet Dorsa, um nur einige wenige vielversprechende neue Rebsorten zu nennen.
Weinbau wird in Deutschland in insgesamt 13 (zugelassenen) Weinanbaugebieten betrieben. Neben den bekannten Klassikern Franken, Pfalz, Rheingau, Rheinhessen, Mosel, Baden und Württemberg bieten auch die kleinen und nicht so bekannten Gebiete Ahr, Hessische Bergstraße, Mittelrhein, Nahe, Saale-Unstrut und Sachsen sehr interessante Tropfen. Vor dem Hintergrund, dass viele Importweine oft hunderte oder tausende von Kilometern transportiert werden müssen, kann man den Genuss deutscher Weine durchaus noch als regional bezeichnen.
Der Klimawandel macht es möglich, dass mittlerweile auch in Deutschland Rotweine wachsen, die früher nur in südlicheren Ländern üblich waren. Rebsorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon & Co. finden sich auch immer häufiger in erstaunlichen Qualitäten in deutschen Weinbergen.
In den letzten Jahren gibt es einige interessante Trends zu verzeichnen:
Im häufiger treffen wir auf sogenannte „Blanc de Noir“- Weine. Dabei handelt es sich um weißen Wein, der aus roten Trauben hergestellt wurde. Wie der Name vermuten lässt, stammt diese Form der Weinbereitung aus Frankreich, wo schon lange die roten Trauben des Pinot Noir (Spätburgunder) und Pinot Meunier (Schwarzriesling) zu weißen Weinen als Grundlage für den Champagner verarbeitet werden. Möglich ist dies, weil rote Beeren in der Regel helles Fruchtfleisch besitzen, der rote Farbstoff befindet sich dagegen in der Beerenhaut. Die Trauben werden sanft ausgepresst, sodass sich nahezu keine Farbstoffe lösen. Weine dieses Typs sind fruchtig, angenehm frisch und haben eine moderate Fruchtsäure, was sie zu herrlichen Sommerweinen macht.
Ein weiterer Trend ist – wie auch in der normalen Landwirtschaft – der nachhaltige oder biologische Weinbau. Die Zahl der Betriebe, die auf Bio-Anbau umstellen, steigt ständig. In diesen Betrieben wird ohne Kunstdünger und naturfremde chemisch-synthetische Substanzen gearbeitet, wodurch Wasser und Böden geschont werden. Das Hauptaugenmerk liegt auf gesunden, robusten Reben durch vitale Böden und die aktive Förderung von Nützlingen. Dadurch entstehen individuelle Weine mit vielfältigem Charakter, die es zu entdecken gilt.
Ihr Stefan Egerer, Anerkannter Berater für dt. Weine (DWI)